Hier ein persönlicher Bericht des erfolgreichen Athleten.
Nach der WM in Perth 2016 bot sich die Gelegenheit, in der Altersgruppe M 70 nochmal so ein Großereignis zu besuchen. Nach Absprache mit meiner Frau Andrea wollten wir dieses landschaftlich schöne Finnland besuchen. Der Flug ging von München über Riga nach Tampere. Die Anmeldung zum Wettkampf verlief mit Anlaufschwierigkeiten. Das Wetter war in der ersten Woche ungewöhnlich heiß mit 30 Grad für Finnland. In der zweiten Woche pendelte es sich auf 20-24 Grad ein.
Am 28. Juni fand die Eröffnungsparade mit dem bunten Einmarsch der Nationen ins Ratina Stadion statt. Es gab Reden und einige Aufführungen. Über 4000 Athleten hatten sich zum Kampf um die Medaillen, Weltmeistertitel und Platzierungen angemeldet.
29. Juni: Heute fanden die Vorläufe für die 100 m statt. Bei der M 70 gabs vier Vorläufe mit 27 Athleten, wobei die zwei Sieger und die acht Zeitschnellsten aus allen Läufen in den Zwischenlauf kamen. Mit 13,67 sec war ich Viertschnellster aller Läufer.
30. Juni: Bei zwei Zwischenläufen kam die zwei Ersten und vier Zeitschnellsten in den Endlauf. Mein Entschluss, aus dem Block und mit anderen Spikes zu starten, erwies sich als richtig. Mit 13,44 lief es deutlich besser, mit der drittbesten Zeit aller Läufer.
Im Finale der M 70 standen acht Mann unterschiedlicher Nationen. Der Start verzögerte sich wegen eines eingeschobenen 1500m Lauf. Im Lauf wähnte ich nach 50 m die Läufer Bowen aus den USA und Elonen aus Finnland neben mir, dann konnte ich mich doch etwas absetzen und den dritten Platz mit 13,36 sec behaupten. Sieger mit überragenden 12,66 sec (war wegen zu viel Rückenwind kein Weltrekord) wurde Michael Kish aus den USA vor Chris Monk aus England.
2. Juli: Vorläufe zu den 200 m. Es waren fünf Läufe mit 31 Athleten eingeteilt. Ich konnte meinen Vorlauf mit der zweitbesten Zeit von 28,01sec aller Läufer gewinnen. Am 3.7. folgte das Halbfinale am Vormittag. Hier hatte ich die drittbeste Zeit aller Läufer und wurde Zweiter in meinem Lauf mit 28,31 sec bei 1,4 sec Gegenwind.
3. Juli: Halbfinals über 200 m am Vormittag. Hier hatte ich die drittbeste Zeit aller Läufer und wurde Zweiter in meinem Lauf mit 28,31 sec bei 1,4 sec Gegenwind. Am Spätnachmittag folgte das Finale mit Michael Kish als Favoriten. Es standen zwei Amerikaner, zwei Italiener, zwei Deutsche, ein Engländer und ein Finne im Finale. Ich hatte Kish mit Bahn 6 direkt vor mir. Der Start aus dem Block klappte super und ich konnte gut beschleunigen. Kish setzte sich langsam ab und ich konnte die Geschwindigkeit 180 m halten. Dann spürte ich doch das hohe Anfangstempo. Bowen und Soru kamen noch heran, aber es reichte zur Vizeweltmeisterschaft. Bei 3m Gegenwind war die Zeit mit 28,08 sec unerheblich. Kish hatte 27,12 sec.
5. Juli: Heute fanden die Vorläufe zu den 400-m statt. Es waren 32 Athleten gemeldet. Am Ende erschienen 23 Läufer. Im Lauf fühlte ich mich gut und lief eine lockere 65,82 sec. Im Zwischenlauf muss ich mehr Gas geben.
6. Juli: Zwischenläufe über 400-m: Im strömenden Regen konnte ich den Lauf vor Robert Bowen in 64,90 sec zu 67,12 sec gewinnen. Weiter qualifizierten sich ein Ire und ein Franzose aus dem Lauf fürs Finale. Ein hartes Rennen, bei jedem Schritt spritzte das Wasser zur Seite, als Brillenträger war die Sicht eingeschränkt, deshalb konnte ich mit der Zeit zufrieden sein. Im 2. Lauf liefen der Amerikaner Brown und der Italiener Soru an meine Zeit fast heran. Weiter sind im Finale mein deutscher Staffelkamerad Bogdan und ein Finne dabei.
8. Juli: Finaltag der 400-m. Das Wetter war mit 20 Grad angenehm. Beim Aufwärmen kam meine Sporttasche mit den Spikes abhanden, einige Freunde versuchten, diese wiederzufinden, sogar den Stadionsprecher ließen wir es ausrufen. Staffelkamerad Gert Brenner holte aus dem nahen Hotel seine Spikes, die mir glücklicherweise passten. Da ich das Renntrikot schon anhatte, war ein Start möglich. Das ganze Drumherum trug nicht gerade zur Konzentration auf das Rennen bei. Ich hatte die gute Bahn 3, Brown war vor mir auf Bahn 4 und Soru auf Bahn 5. Ich lief nach 100 m auf Brown und Soru auf, blieb bis 130 m vor dem Ziel an ihrer Seite, durch den Kurvenvorteil konnte ich etwas Kraft sparen. Dann gab ich nochmal Gas und konnte den Sieg mit einer Sekunde Vorsprung vor Soru behaupten. Die Zeit von 61,21 sec bedeutete eine neue persönliche Bestleistung in der M 70. Brown wurde mit ca. 63 sec Dritter. Es war der zweite Weltmeister-Einzeltitel nach Perth 2016.
9. Juli: Die 4×100 m lief ich in der M 70 an der zweiten Position als schnellster Läufer, da das die längste zu laufende Strecke mit den Wechselzonen sind. Startläufer Gert Brenner übergab gut liegend den Stab an mich und ich konnte die lange Strecke schnell überbrücken. Winfried Heckner lief die Kurve gut durch und Schlussläufer Zygmunt Bogdan konnte den Sieg mit 9/100 Vorsprung ins Ziel retten. Damit hatten wir nicht gerechnet, waren die Amerikaner doch stärker einzuschätzen. Die Zeit war 54,97 sec.
10. Juli: In der 4×400 startete ich in der M 70 an 4. Position. In der Reihenfolge Zygmunt Bogdan, Gert Brenner, Heinrich Latz und mir liefen wir mit ca. 9 Sekunden Vorsprung auf die Amerikaner mit 4.33,88 sec ins Ziel.
Somit war die Ausbeute dieser Weltmeisterschaften für mich überragend. 3xGold, 1xSilber und 1xBronze.
Bericht: Karl Dorschner